Die Donaufreunde

Der Zweck der Gesellschaft der Donaufreunde ist laut Satzung nicht nur „die Förderung der Heimatpflege durch Wahrung der Tradition der althergebrachten ulmischen Donaufahrten“, sondern auch die „Pflege der kulturellen Verbindung Ulms in den Donaustädten“.

Diese Tradition der gezielten kulturellen Verbindung besteht seit mittlerweile einem Jahrhundert. 17 Jahre nach dem Ende der gewerblichen Ulmer Donauschifffahrt begann der Verein für den Fremdenverkehr Ulm/Neu-Ulm 1914 mit einer Fahrt auf der Ulmer Schachtel „Schwaben“ die Tradition jener Donaufahrten, die ein inhaltliches Ziel verfolgten, das sich deutlich unterschied von den Erlebnisreisen der damals aufkommenden Schachteltouren donauabwärts. Es ging um die „Belebung der Donau“ und um „Propaganda für Ulm“. Schon vor der ersten Fahrt war geplant, dieses Ziel auch in den folgenden Jahren durch weitere Reisen zu verfolgen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte dies jedoch.

1924 nahm der Fremdenverkehrsverein die Fahrten wieder auf mit demselben Ziel des Knüpfens von Kontakten entlang der Donau, speziell im benachbarten Österreich. Die Fahrt von 1924 war gekennzeichnet durch eine Fülle von Zusammentreffen, Empfängen und Aktionen in Neuburg, Straubing, Passau, anschließend in Österreich in Engelhartszell, Spitz und Krems, die mitunter fast an Staatsempfänge gemahnten. Damit waren die Fahrten der Ulmer Schachtel, speziell der des Fremdenverkehrsvereins, zu einem öffentlichen Ereignis geworden.

Das Ziel, dass „die Anwohner der Donau einander nähergebracht und dadurch die kulturellen, geschäftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen entlang dieses Stromes lebhafter gestaltet werden“, wurde in die Satzung des „Vereins der Donaufreunde Ulm – Neu-Ulm“ aufgenommen, der 1926 aus dem Fremdenverkehrsverein hervorging.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Reihe der Fahrten, die 1949 wieder einsetzten. Zwar war es damals nicht der Verein der Donaufreunde, der die Fahrt organisierte, aber an ihr nahmen zahlreiche seiner ehemaligen Mitglieder teil sowie Mitgliedern des Ulmer Schiffervereins, in dem die Nachkommen der Ulmer Schiffleute vereint sind. Die Fahrt des folgenden Jahres erfolgte unter der Flagge einer formlos vereinten „Gesellschaft der Donaufreunde“, der viele Mitglieder des früheren Vereins der Donaufreunde angehörten.

Die erste Nachkriegsfahrt nach Wien erfolgte 1956. Die 1961 offiziell gegründete „Gesellschaft der Donaufreunde“ fuhr im selben Jahr erstmals bis Budapest – mitten im Kalten Krieg. 1964 war Belgrad das Ziel. Die erste Schwarzmeerfahrt fand 1976 statt. Der damalige Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher attestierte den Donaufreunden in einem Brief, sie seien „Sendboten der internationalen Völkerverständigung“. Als Genscher im Juli 1985 zu einem Besuch in Budapest weilte, betrat er die dort gerade ankernde Schachtel mit einer 40-köpfigen Schar von deutschen und ungarischen Diplomaten.

Die Liste der Fahrten und Begegnungen lässt sich bis heute fortsetzen. Sie haben dazu beigetragen, dass bereits die Ulmer Schachtel als solche mit ihrem unverkennbaren, an der ganzen deutschsprachigen Donau bekannten Aussehen ein Symbol der Verbindung unter den Gemeinden entlang der Donau und als eine Botschafterin der Stadt Ulm gilt.